Claudia Brandau und Manfred Hess
Alte Möbelfabrik Homberg
Alte Möbelfabrik Homberg
1907
2023
10
Dabei war der Weg zum jetzigen Ergebnis durchaus dornig. „Zunächst die Pandemie, anschließend kaum kalkulierbare Preissteigerungen durch den Ukraine-Krieg. Und dann verstarb 2021 plötzlich der Bezirkskonservator Dr. Peer Zietz, der für uns ein wichtiger Unterstützer und Impulsgeber für das Thema Denkmalschutz war“, berichtet Claudia Brandau. Aber weil alle Projektbeteiligten – Planer, Bürgermeister, Bauamt, Denkmalbehörde, Handwerker, örtliche Baustoffhändler – an einem Strang zogen, wurde das Projekt dennoch zu einer Erfolgsgeschichte. „Die Identifikation in der Stadt mit unserem Projekt war von Beginn sehr hoch. Die kurzen Wege waren für uns eine große Hilfe,“ ergänzt Manfred Hess.
Industrieller Charme in Innenstadtnähe
Sehr dankbar sind Claudia Brandau und Manfred Hess den Käufern der einzelnen Wohnungen für deren Vertrauen. „Wir hatten ja anfangs nur Visualisierungen und Pläne. Aber die großzügigen Dimensionen des Gebäudes, sein Industriecharme, die Nähe zur Innenstadt und unsere Vision von der Sanierung haben die Interessenten sehr schnell überzeugt,“ blickt Claudia Brandau zurück. So wurden bereits im Sommer 2021, als der Rohbau gerade erst gestartet war, die ersten Wohnungen verkauft. Alle Käufer kommen aus der Region und waren durch Mundpropaganda auf das außergewöhnliche Projekt aufmerksam geworden.
In dem charaktervollen Industriekomplex, der 1947 um ein Fachwerk-Wohnhaus erweitert worden war, sind auf drei Ebenen zehn aufwändig sanierte, barrierefreie Eigentumswohnungen mit Größen zwischen 70 und 200 qm entstanden. Das Dachgeschoss wurde als zusätzliche Etage komplett neu aufgesattelt. Neben der energetischen Sanierung lag im Erhalt zahlreicher historischer Details der Fokus der Umbauarbeiten. So blieben viele der alten Metall-Fenster erhalten und Backstein-Elemente wurden sichtbar gelassen, wo es möglich war. Die Fußbodenheizung und die von innen gedämmten Räume sorgen für einen angenehmen Wohnkomfort. Eine alte Halle, die den Blick auf das historische Gebäude jahrzehntelang verdeckt hatte, wurde während der Bauzeit als Materiallager genutzt. Nach ihrem Abriss ist die Sicht auf die nahezu unveränderte Fassade des Fabrikdenkmals nun wieder frei.
Ein Schlüssel für das Gelingen des Projekts war der enge Austausch mit dem Amt für Denkmalpflege über den gesamten Umbauzeitraum hinweg. „Ohne die professionelle Hilfe der Denkmalschützer hätten wir unsere Vorstellungen nicht möglich machen können,“ betont Manfred Hess. Eine BAFA- und Kfw-Förderung wurden beantragt. Ein Kaufanreiz für die heutigen Wohnungseigentümer waren Steuervergünstigungen und -abschreibungen, die es für den Umbau denkmalgeschützter Gebäude gibt. Das hatte für manchen wohl den Ausschlag gegeben, früh in die Pläne und Visionen zu investieren.
Doch der Weg dahin war lang. Der Architekt hatte ihn bereits 2019 aufgezeichnet: „Erst sollte die Phase der Euphorie herrschen, dann die des Leidens und dann die der Dankbarkeit“, sagen Claudia Brandau und Manfred Hess. Genauso ist es gekommen: Die Dankbarkeit dafür, das große Projekt trotz aller Widrigkeiten wie Pandemie und Ukraine-Krieg umgesetzt zu haben, setzt gerade ein. Auch die Menschen, die heute in der vom Verfall bedrohten Halle wohnen, sind froh über das neue Zuhause, es herrscht ein gutes Miteinander unter den Nachbarn. Im Frühjahr 2024 kam das erste „Fabrik-Baby“ zu Welt. Bauen im Bestand hat eben Zukunft.