Philipp Sojka
Altstadtfreunde Treysa

Vor zwei Jahren ist Philipp Sojka mit seiner Familie aus Regensburg in die Altstadt von Treysa gezogen. Schon vorher war ihm aufgefallen, dass hier zahlreiche historische Fachwerkbauten in vernachlässigtem Zustand waren, dass an vielen Stellen Leerstand herrscht und dass nur wenige Menschen auf den Straßen sind.

Er betrachtete den Attraktivitätsverlust der Altstadt allerdings auf Anhieb als Chance, einen Veränderungsprozess anzuschieben. „Ob es mit unserer Stadt aufwärts oder abwärts geht, liegt in erster Linie an den Anwohnern selbst. Ich möchte die Menschen hier motivieren für das gemeinsame Ziel einer lebendigen, nutzungsgemischten und sozial gerechten Stadt“, sagt der in Berlin aufgewachsene Goldschmied und Restaurator enthusiastisch.

2023

Vorsitzender der
Altstadtfreunde Treysa seit

2014

Gründung der Altstadtfreunde

2021

Kauf eines Fachwerkbaus

Seit Beginn des Jahres hat er gemeinsam mit Sophie Bernhardt den Vorsitz bei den Altstadtfreunden Treysa e.V. übernommen, um aktiv mit den dort lebenden Menschen zu arbeiten und diese zum Mitmachen einzuladen. „Man muss bei uns kein Mitglied sein, um sich einzubringen, wir bieten bewusst offene Strukturen und möchten den Verein zu einer Bürgerbewegung ausbauen“, erklärt Philipp Sojka.

Die für den neuen Vorstand auch weiterhin wichtigen Treffen in einzelnen Projektgruppen wurden um Kommunikationsmittel wie Instagram und WhatsApp erweitert, damit auch eine jüngere Zielgruppe erreicht wird. Zu den aktuellen Aktionen des Vereins gehören die Realisierung und Pflege eines Bürgergartens, die Bespielung eines Ladengeschäfts am Kirchplatz und das Schaffen von Wohnraum für Studierende.

Für die Zukunft transformieren

Gerade junge Menschen trifft man selten in der Altstadt von Treysa. „Viele verlassen den Ort nach der Schule, um in einer größeren Stadt eine Ausbildung oder ein Studium zu starten“, berichtet Philipp Sojka. Dabei hat Treysa nicht nur baukulturell viel zu bieten, sondern verfügt auch über einen Anschluss an das überregionale Bahnnetz. Mit diesem Vorteil will Philipp Sojka Studierende aus Marburg in die Altstadt von Treysa locken.

Dafür „sammelt“ er leerstehende Wohnungen, spricht mit den Eigentümern und will die Wohnungen den Studierenden sehr günstig anbieten unter der Voraussetzung, dass diese sich in die Gestaltung der Altstadt einbringen. „Wir brauchen junge Leute, die anpacken und zu Ideengebern und Mittätern werden.“ Die Altstadtfreunde übernehmen dabei stets nur die Funktion des Vermittlers. Philipp Sojka weiß, dass nur Eigeninitiative und Verantwortung zum Erfolg führen, auch bei den Eigentümern.

Natürlich verfolgt Philipp Sojka auch ganz persönliche Ziele. „Ich mache das hier auch für meine Familie, der ich eine Heimat und eine Zukunft bieten möchte.“ Er will eine Gemeinschaft aufbauen, weil er davon überzeugt ist, dass es für alle Menschen wichtig ist, Wurzeln zu haben. Als Philipp Sojka 2021 mit seiner Frau und den drei Kindern nach Treysa kam, kauften sie sich ein verwahrlostes Fachwerkhaus in der Bleichgasse, das sie nun Schritt für Schritt sanieren. Den Umbau macht der junge Restaurator nahezu im Alleingang - und findet einige Baustoffe im Bestand. „Der Lehm ist ein wunderbarer Baustoff. Er lässt sich ohne Weiteres wiederverwenden, genauso wie altes Holz.“ Als wichtigen Faktor lobt Philipp Sojka die unbürokratische Hilfe der Stadtverwaltung bei den Vorhaben des Vereins und bei der Antragstellung von Fördermitteln aus dem Programm „Jung kauft alt“.

Für Philipp Sojka hat Treysa eine einzigartige Identität, die er gemeinsam mit den hier Lebenden für die Zukunft transformieren möchte. Als Credo zitiert Philipp Sojka eine Textzeile der Band Die Ärzte: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt. Wenn wir diese Haltung in die Köpfe der Menschen bekommen, werden wir die Leerstände in Treysa schon bald mit Leben und Zukunft füllen.“