Schwalm-Aue
Nordhessen im Herzen Europas

In der Region Schwalm-Aue befinden sich eine Großzahl an Einzelbaudenkmälern und besonders erhaltenswerten städtebaulichen Gesamtanlagen. An den zahlreichen historischen Gebäuden wie Kirchen, Landgüter, Rathäusern, Schulen, aber auch Bürger- und Bauernhäusern lässt sich die geschichtliche und kulturelle Entwicklung der „Schwalm“ ablesen. Mit Blick auf die heutige Nutzung als Wohnhaus kommt den Bürger- und Bauernhäusern eine besondere Bedeutung zu.

Bauern- und Bürgerhäuser

Generell gehört die Region zum Verbreitungsgebiet des mitteldeutschen Ernhauses. Der Ern ist eine fränkische Bezeichnung für den zentralen Flur- und Herdraum. Das bäuerliche Ernhaus ist ein Wohn-Stall-Speicherbau, der alle Funktionsbereiche unter einem Dach beherbergt. Mit der kompletten Verlagerung des Wirtschaftsteils aus dem Gebäude werden die Ernhäuser seit dem letzten Jahrhundert vor allem als Wohnhäuser genutzt.

Die Bürgerhäuser in den meist auf ältere dörfliche Wohnplätze gehenden Städten umfassten vielfach bis ins 20. Jahrhundert einen landwirtschaftlichen Bereich für den Eigenbedarf. Durch die steigende Bedeutung der Städte als Marktorte und regionale Wirtschaftszentren änderten sich die Nutzungsanforderungen. Neben Ackerbürgerhäusern entstanden Kaufmanns- und Handwerkshäuser.

Gemeinsam ist beiden Haustypen in vielen Fällen die Konstruktion als Fachwerkbau. Dabei gehört die „Schwalm“ zum Verbreitungsgebiet des hessisch-fränkischen Fachwerks. Bemerkenswert ist nicht nur die regionale Prägung des Fachwerkgefüges und seiner Ornamentik, sondern auch einzelne Architekturelemente wie Hauseingänge, Inschriften, Fenster und Materialien.

Umbaukultur als Chance

Der Erhalt der regionaltypischen Baukultur ist ein wichtiges Ziel der Innenentwicklung in der Schwalm-Aue. Denn Baukultur trägt nicht nur maßgeblich zur Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der Region bei, sondern ist auch Marketingfaktor, weil sie Städten und Gemeinden ein attraktives, unverwechselbares Gesicht verleiht. Eine hohe Qualität der Baukultur und eine Transformation der historischen Bauten zu zukunftsfähigen Orten des Wohnens und Arbeitens sind der Schlüssel zum Erfolg.

Die Anstrengungen der Mitgliedskommunen der LEADER-Region Schwalm-Aue im Bereich des interkommunalen Siedlungsmanagement verfolgen auch das Ziel, bestehende bauliche Qualitäten zu erkennen, diese als Ausgangspunkt zur Weiterentwicklung und zum Umbau zu nutzen sowie als attraktiven, nutzungsgemischten Lebens- und Identifikationsraum für kommende Generationen zu erhalten. Auch aus ökologischen Gründen sollte dem Bestand Vorrang vor dem Neubau gegeben werden, weil so wertvolle Ressourcen geschont und bestehende Infrastrukturen weitergenutzt werden.